Gartenprojekt

Eine andere Stadt ist pflanzbar!

Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am seltensten und kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum.
Dieter Kienast

Die Hände in der Erde, der Duft von Kräutern und Bienengesumm. Für die meisten Kinder in den Großstädten unserer Tage keine Selbstverständlichkeit mehr. Erde und Grün, das Heranwachsen von Pflanzen im Wechsel der Jahreszeiten haben wenig mit ihrem Alltag zu tun. Asphaltierte Flächen dominieren ihre Lebenswelt, und Gärten sind zumeist privilegierte, verschlossene Räume.

Mit unserem Garten-Projekt für die Rotheschule wollen wir möglichst vielen Kindern ermöglichen, wieder in der Erde zu wühlen, ihr eigenes, kleines Stück Natur mit allen Sinnen zu entdecken. Gemeinsam pflanzen wir mit einfachen Mitteln eine bunte, lebendige Gartenoase an. Die Kinder erleben das Wachsen ihres Gartens vom ersten Augenblick an und sind dabei unmittelbar gefordert mit ihrer Tatkraft, ihren Wünschen, Ideen und ihrer Kreativität. Sie helfen beim Urbarmachen, dem Befüllen mit frischer Muttererde; später säen sie, wässern, zupfen Unkraut und lernen, wie man Tomaten ausgeizt und Radieschen verzieht. Schon bald sprießt der erste Salat, Gurken und Ringelblumen blühen, Bohnen recken ihre Triebe der Sonne entgegen, und es duftet nach Pfefferminze. Im direkten Kontakt mit Erde, Wasser, Pflanzen und Insekten erleben die Kinder unmittelbar die Lebendigkeit der Natur, entdecken und begreifen sie mit allen Sinnen. Und nebenbei lernen sie im Verlauf der Arbeit auch eine Menge über biologische und ökologische Zusammenhänge, Naturkreislauf, Pflanzenvielfalt, alte Kulturtechniken und ressourcenschonenden Anbau.

Zur Erntezeit verarbeiten wir zusammenmit den Kindern die Gartenschätze. Das gemeinsame Zubereiten und Genießen einer leckeren Mahlzeit stärkt einmal mehr ihre Gartengemeinschaft und das Gefühl, zusammen etwas ganz Besonderes geschaffen zu haben. Beim Vesorgen ihrer Gärten erleben die Kinder auch ein neues Miteinander. Unabhängig von ihren sozialen und kulturellen Hintergründen machen sie nicht nur individuell ganz neue Naturerfahrungen, sondern erleben zugleich als Gruppe neue Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Handelns und Gestaltens. Vor allem übernehmen sie gemeinsam Verantwortung für das, was wachsen soll, und  machen so die motivierende Erfahrung, dass sie selbst aktiv ihren städtischen Lebensraum mitgestalten und ein stückweit „Grün-Räume“ zurückerobern können.

Das Gartenprojekt an der Schule Rothestraße wird von Anne Vaupel und Carsten Krieger von COOKING GARDENS umgesetzt.

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(Text: Katrin Völker – freie Journalistin; Bilder: Karin Gerdes)